
Ich heiße Claudia Vogelsang, bin 53 Jahre jung, habe eine tolle 19jährige Tochter und einen Lebensgefährten. Ich komme aus Rheinland-Pfalz und lebe seit 23 Jahren in Berlin.
Mit dem Herzen sehen – wie meine Sehschwäche zur Stärke wurde
Manchmal schreibt das Leben seine Geschichten leise. Nicht mit Pauken und Trompeten, sondern mit kleinen Zeichen, mit inneren Impulsen, mit einem sanften Ziehen, das uns auf einen ganz bestimmten Weg führt.
Ich bin mit einer angeborenen, fortschreitenden Sehschwäche aufgewachsen – einem Tunnelblick, der mich von Anfang an eingeschränkt hat. Während andere Kinder weit in die Welt hinausblickten, war mein Blickfeld begrenzt. Aber genau das hat etwas in mir geschärft, das man mit den Augen nicht sehen kann: mein Gespür. Mein Herz. Meine Intuition.
Damals wusste ich noch nicht, dass mir diese „Einschränkung“ einmal den Weg zu meiner Berufung zeigen würde.
Zwischen Funktionieren und Fühlen – mein eigener Wendepunkt
Ich wurde Physiotherapeutin, weil ich Menschen helfen wollte. Ich liebte die Arbeit mit dem Körper, die Nähe zu Menschen, das Vertrauen, das entsteht, wenn jemand sich in meine Hände begibt. Aber nach vielen Jahren im klassischen Praxisalltag spürte ich: Etwas fehlt.
Ich sah oft keine echten Veränderungen. Ich fühlte mich machtlos, wenn meine Patient:innen mit den immer gleichen Beschwerden zurückkamen. Gleichzeitig spürte ich in meinem eigenen Körper eine wachsende Spannung – chronische Schmerzen im unteren Rücken und ISG-Bereich, die mich begleiteten und langsam zermürbten.
In dieser Phase war ich bereits selbstständig und alleinerziehende Mutter. Mein Alltag war voll. Ich hatte keine Zeit für mich – und auch keinen Raum, um innezuhalten. Aber mein Körper zwang mich genau dazu.
Die Sehschwäche wurde zur inneren Klarheit
In meinem Schmerz begann ich umzudenken. Ich stellte alles infrage – meine Arbeitsweise, meine Haltung, mein Leben. Und ich begann, zu fühlen: Was heilt, geht tiefer. Viel tiefer.
Ich erkannte, dass Heilung nicht an der Behandlungsbank entsteht, sondern in einem ganzheitlichen Prozess: im Körper, in der Ernährung, im Lebensstil – und vor allem in der Seele.
Ich ließ nicht locker. Ich forschte, lernte, bildete mich weiter – über Mikronährstoffe, Darmgesundheit, Stressregulation, Traumatherapie, Neuroplastizität, Hormone und psychosomatische Zusammenhänge. Ich hörte auf, die Verantwortung abzugeben – und übernahm sie für mich selbst.
Das war der Game-Changer. Ich selbst wurde mein erster „Fall“. Und ich heilte.
Meine Berufung war längst da – ich musste nur hinschauen
Rückblickend erkenne ich, dass mich meine Sehschwäche nie vom Sehen abgehalten hat – im Gegenteil: Sie hat mich gezwungen, anders zu sehen. Tiefer. Mit dem Herzen. Mit Intuition.
Heute bin ich genau dort angekommen, wo ich hingehöre: Ich begleite Menschen auf ihrem Weg aus chronischen Schmerzen – nicht nur körperlich, sondern ganzheitlich. Ich sehe, was andere oft übersehen. Ich spüre, was nicht gesagt wird. Und ich glaube an die Selbstheilungskraft in jedem Menschen.
Meine Rolle als Mutter, meine Erschöpfung, meine Selbstzweifel – all das war Teil meiner eigenen Reise. Und gerade deshalb kann ich heute auf Augenhöhe begleiten. Ohne Druck. Ohne Perfektion. Aber mit echtem Mitgefühl und tiefer Kompetenz.
Was mich heute antreibt
Ich weiß heute: Meine Berufung hat mich gefunden – nicht trotz meiner Sehschwäche, sondern wegen ihr. Sie hat mir die Fähigkeit geschenkt, mit dem Herzen zu sehen.
Mein Ziel ist es, Menschen daran zu erinnern, dass der Körper keine Maschine ist, die repariert werden muss – sondern ein weises System, das Signale sendet. Und dass Schmerz nicht der Feind ist, sondern der Beginn einer Reise zurück zu sich selbst.